«Warum eine Pause machen, wenn die Kinder im Flow sind?»

Porträt aus der Serie «Menschen an der Schule»

Klassenlehrerin Claudia Dallet (49) aus Tafers legt viel Wert auf ein gutes Klassenklima und selbständiges Arbeiten. Dafür stellt sie auch mal den Stundenplan auf den Kopf.

Während der Woche stehe ich um 6 Uhr auf und mache das Mittagessen bereit. Danach gehe ich zur Arbeit in die Schule. Ich arbeite seit 25 Jahren als Lehrerin an der Orientierungsschule in Tafers. Früher zu 100 Prozent, seit ich Kinder habe noch zu 80 Prozent. Meist ist mein Arbeitstag in der Schule um 15 Uhr fertig. Dann gehe ich heim und kümmere mich um die Kinder. Mein Sohn und meine Tochter sind 8 und 10 Jahre alt.

Sobald ich zuhause bin, kann ich nicht mehr für die Schule vorbereiten. Mein Mann arbeitet in der Nacht und schläft am Tag. Deshalb bin ich tagsüber voll für unsere Kinder da. Auch ihre Hobbys am Abend koordiniere ich. Meine Kinder machen viel Sport und fast jeden Abend ist irgendwas los.

Auch Berufswahl gehört zu ihren Fächern. Claudia Dallet vor einer Plakatwand mit Berufsporträts.

Ich werde manchmal gefragt, wie ich das alles schaffe. Mein Glück ist, dass ich sehr effizient arbeite. Mir kommen die Ideen rasch. Ich zögere auch nicht lange, sondern setzte meine Planung zackig um. Die Arbeitsblätter sind bei mir oft in 10 Minuten gemacht. Natürlich profitiere ich dabei auch von meiner grossen Erfahrung über die vielen Jahre.

Ich weiss auch sehr klar, was ich will, worauf ich hinarbeite. Mir ist es zum Beispiel wichtig, dass meine Schülerinnen und Schüler lernen, selbständig zu arbeiten und zu planen. Und dass sie sich Lerntechniken aneignen. Ich zeige ihnen zum Beispiel, wie man sich mit Hilfe von Visualisierungen Inhalte besser merken kann.

Heute bin ich Klassenlehrerin und gebe all meine Stunden in meiner eigenen Klasse. Das heisst, dass ich über meine Kernfächer Deutsch, Französisch und Geschichte hinaus noch einige andere Fächer unterrichte. Das ist für mich keine Last, im Gegenteil. Ich schätze das sehr, denn ich arbeite gerne fächerübergreifend. Zum Beispiel arbeiten wir im BG mit Recycling-Material und thematisieren dabei gleich den Produktkreislauf, ein Thema im WAH.

«Wenn ich mit einer neuen Klasse starte, investiere ich zu Beginn eine ganze Woche in die Klassenbildung.»

Meine Klassen gewöhnen sich schnell daran, dass es bei mir nicht immer nach Stundenplan läuft. Und auch die 45 Minuten pro Lektion sind nicht in Stein gemeisselt. Warum eine Pause machen, wenn die Kinder im Flow sind? Mir gefällt die Montessoripädagogik, die die Kinder ihre Arbeit frei einteilen lässt. An der Schule in Tafers kann ich diese Ideen recht gut einbringen und es gefällt mir im Team. Daher hat es mich nie an eine andere Schule gezogen.  

Ich schaue sehr darauf, dass ich es mit meinen Schülerinnen und Schüler gut habe. Wenn ich mit einer neuen Klasse starte, investiere ich zu Beginn eine ganze Woche in die Klassenbildung. Ich möchte, dass die Kinder gerne zu mir in die Schule kommen, sich wohlfühlen und sich gegenseitig respektieren. Das ist auch mein wichtigster Tipp an Junglehrerinnen und -lehrer: Schaut, dass ihr einen guten Draht habt zu den Kindern und löst Unstimmigkeiten sofort. Die vertragen keinen Aufschub.   

Ich gehe sehr gerne in Lager, besonders im Sommer. Es ist schön, ausserhalb der Schule mit den Kindern Zeit zu verbringen. Lager fordern aber viel Präsenz, das kann auch anstrengend sein. Und für uns als Familie bedeutet es, dass mein Mann eine ganze Woche Ferien nehmen muss. Trotzdem komme ich in der Regel erholt aus den Lagern zurück.

Am anstrengendsten sind die Phasen mit Elterngesprächen, wenn es viel zum Korrigieren gibt oder vor den Ferien, wenn generell viel läuft. Dann kommen Aufgaben auf mich zu, die ich zusätzlich in meine sowieso schon vollen Tage reinpacken muss. In solchen Zeiten kann es auch mal später werden. Normalerweise aber falle ich zwischen 21 und 22 Uhr müde ins Bett.


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