Mit dem Präventionsangebot Be My Story tauchen Jugendliche und junge Erwachsene mittels Virtual Reality in Unfallgeschichten von jungen Betroffenen ein und reflektieren ihr eigenes Verhalten im Strassenverkehr.
Alina ist todmüde, als sie nach einer anstrengenden Uni-Woche ins Auto steigt. Auf der Autobahn kämpft sie gegen die Schwere ihrer Augen, kurbelt das Fenster herunter, tippt schnell auf ihr Handy – und sieht plötzlich einen Lastwagen direkt vor sich. Ein ruckartiges Ausweichmanöver, das Auto überschlägt sich mehrfach. Doch Alina überlebt wie durch ein Wunder und erzählt heute selbst von jener Nacht – Es ist eine von drei Geschichten für Be My Story.
Folgen riskanten Verhaltens erleben
Be My Story ist ein neues Angebot von RoadCross Schweiz zur Unfallprävention bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf der Stufe Sek II. Es führt Lernenden auf eindrückliche Weise die Folgen riskanten Verhaltens im Strassenverkehr vor Augen.
Ein kurzer Moment entscheidet
Das Angebot wird als begleiteter Workshop für Klassen der Sekundarstufe II durchgeführt und eignet sich besonders für den Allgemeinbildenden Unterricht (ABU). Herzstück des Workshops sind die interaktiven Unfallgeschichten auf sogenannten Virtual-Reality-Brillen: Damit tauchen die Lernenden direkt in die realen Geschichten von Alina und zwei weiteren Unfallbetroffenen ein und erleben anhand interaktiver Entscheidungen hautnah, wie schnell ein Moment das Leben verändern kann.

Vielfältige Themen
Die Geschichten der Betroffenen bilden die Basis für die weitere Arbeit im Workshop, der insgesamt drei Lektionen à 45 Minuten dauert. Darin setzen sich die Lernenden in digitalen Lernmodulen vertieft mit den Themen Ablenkung / Geschwindigkeit / Alkohol, Drogen und Medikamente / Müdigkeit / Sicht und Sichtbarkeit / Rücksicht und Respekt sowie Selbsteinschätzung auseinander. Lehrpersonen und Lernende erhalten vor, während und nach dem Workshop umfassendes Material, um das Thema im Unterricht zu behandeln.
Durch die Augen der Betroffenen
Der Einsatz von Virtual Reality ermöglicht Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein besonders intensives Lernerlebnis. Da sie durch die Augen der Betroffenen schauen, nehmen sie deren Perspektive ein und fühlen mit, was diese in der Situation erlebt haben. Die real gefilmten, interaktiven Videos enthalten auch zentrale Entscheidungsmomente: Die Lernenden greifen ins Geschehen ein und erleben die Folgen ihres Entscheids. Das erzeugt emotionale Betroffenheit. Dadurch werden die Schlüsselelemente bei Unfallsituationen nachhaltig im Bewusstsein verankert.


Neue Einsatzmöglichkeiten
Be My Story kann bald auch in weiteren Settings zum Einsatz kommen. Ziel ist es, das Angebot auch als temporäre Installation an Messen und weiteren Veranstaltungen wie Projekt- oder Themenwochen zur Verfügung zu stellen. Auch ein Einsatz im öffentlichen Raum wie einer Aula, Bibliothek oder Mensa ist denkbar. Zusammen mit interessierten Partnerinnen und Partnern werden momentan neue Einsatzsettings gestaltet.
Be My Story Website mit allen Infos:
be-my-story.ch
Workshop für die Klasse buchen:
be-my-story.ch/de/buchen
„Wir schöpfen die technischen Möglichkeiten voll aus”
Christine Vögele, Projektleiterin bei RoadCross, zu Methodik und Wirksamkeit des neuen Angebots.

Christine, warum hat RoadCross das neue Angebot entwickelt?
Be My Story bietet den Schulen die Gelegenheit, das Thema Verkehrssicherheit interaktiv mit den Lernenden aufzugreifen. Anders als bei unseren „klassischen“ Präventionsveranstaltungen richtet sich das Projekt an kleinere Gruppen in Schulklassengrösse. Wir können uns so intensiver austauschen als bei einer Veranstaltung mit 50 Personen. Wir schöpfen dabei auch die technischen und digitalen Möglichkeiten voll aus und gehen methodisch neue Wege.
Was meinst du damit konkret?
Der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen und die eigenständige Bearbeitung der Themen via Online-Plattform. Die Bandbreite der Methoden ist sehr vielfältig. Das macht das Angebot ansprechend und spielerisch. Die Geschichten Betroffener ermöglichen den Lernenden, sich in eine konkrete Situation zu versetzen.
Gibt es schon erste Reaktionen von Lehrpersonen und Lernenden? Erkenntnisse zur Wirksamkeit?
Ja, wir konnten Be My Story bereits an einigen Schulen durchführen. Die Lernenden der Sekundarstufe II haben sehr gut auf das neue Format reagiert. Die Virtual-Reality-Brillen kamen gut an. Die Lernenden fanden es spannend, in die Geschichten einzutauchen und zu erfahren, dass diese alle so geschehen sind. Der Fonds für Verkehrssicherheit wird noch eine Evaluation durchführen, davon erhoffen wir uns noch weitere Erkenntnisse.
Sind weitere Storys geplant?
Ja, diesen Herbst werden zwei weitere, im Frühling dann eine letzte Geschichte gedreht. Toll wäre es, wenn wir danach weitere finanzielle Unterstützung erhalten könnten, um zusätzliche Geschichten zu drehen. Wir wollen möglichst viele verschiedene Verkehrsteilnehmende zeigen, damit sich alle irgendwo wiederfinden. Die ersten fünf Geschichten sind Velo-, Motorrad- und Auto-Geschichten. Uns schweben aber noch Ereignisse mit Fussgänger:innen, E-Trottinetts oder Beifahrer: innen vor.
Verkehrsunfälle: Zahlen weiterhin zu hoch
Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren sind gemäss Unfallstatistiken der bfu überdurchschnittlich häufig von Verkehrsunfällen betroffen und dadurch besonders gefährdet. Unfälle im Strassenverkehr sind die Hauptursache für schwere Verletzungen und den unfreiwilligen Tod junger Menschen in der Schweiz. Ein paar aktuelle Zahlen:
• Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz 4096 Personen schwer verletzt bei Verkehrsunfällen – ein Höchststand seit 10 Jahren.
• Die Zahl der Verkehrstoten lag 2023 bei 236 und bleibt damit weiterhin hoch.
• Jährlich sind rund 600 Schwerverletzte von Verkehrsunfällen im Alter von 15 bis 24 Jahren.