«Ich verbinde Menschen, die hier ein und aus gehen»

Porträt aus der Serie «Menschen an der Schule»

In Bruno Lehmanns (52) Leben dreht sich alles um die grösste Gesamtschule in Burgdorf. Als Hauswart arbeitet und wohnt er auf dem Gelände. Dabei hält er nicht nur die Gebäude im Schuss, sondern baut auch Brücken zwischen den Menschen.

An unserer Schule am Standort Gsteighof in Burgdorf gehen täglich gegen 1000 Leute ein und aus. Etwa 680 Schülerinnen und Schüler, 110 Lehrpersonen, zudem Vereinsmitglieder. Da braucht es einfach eine gewisse Ordnung. Die Gebäude und das Gelände repräsentieren unsere Schule. Deshalb ist mir ein gepflegtes Erscheinungsbild wichtig. Also Sauberkeit und Hygiene, einwandfreies Mobiliar und eine klare Beschriftung. Was mir zudem sehr am Herzen liegt, ist der gegenseitige Respekt. Ich erlebe selten Konflikte, weil ich immer frühzeitig das Gespräch suche.

Mit dem Hauswarts-Job habe ich meine Berufung gefunden. Ursprünglich war ich Metzger. Über ein Praktikum und Weiterbildungen bei Stadtgrün Burgdorf bin ich schliesslich auf die Stelle als Hauswart gestossen und habe mich beworben. Mit 47 Jahren absolvierte ich berufsbegleitend ein 4-semestriges Studium an der Fachhochschule. Nach so langer Zeit wieder die Schulbank zu drücken, war eine grosse Herausforderung für mich.

«Schöne Momente sind für mich, wenn ich die Wertschätzung spüre.»

Ich habe einen sehr kurzen Arbeitsweg: Mit der Übernahme der Stelle bin ich mit meiner Frau und meinem Sohn in die Dienstwohnung im Parterre des Turnhallengebäudes gezogen. Job und Privatleben zu trennen, ist nicht einfach. Ich musste lernen, die Arbeit auch mal ruhen zu lassen und den Leuten, die um 21.30 Uhr bei uns klingeln, Grenzen zu setzen. Trotzdem trifft man mich ab und zu am Abend noch in der Werkstatt.

Mir gefällt die Verbindung von Handwerk und Menschen. Ich sehe mich als Bindeglied zwischen den Menschen, die hier ein und aus gehen. Dabei hilft mir meine Sozialkompetenz: Zu den Schülerinnen und Schülern habe ich einen guten Draht, weil ich auch noch den freiwilligen Schulsport leite und mit den Sechstklässlern in die Landschulwoche mitgehe. Mit der Schulleitung treffe ich mich einmal pro Woche zum Kafi. Schöne Momente sind für mich, wenn ich die Wertschätzung spüre. Zum Beispiel, wenn mir Schüler Dankes-Briefe schreiben. Oder wenn Lehrpersonen bei Unfällen in der Turnhalle froh um meine Unterstützung als ausgebildeter Ersthelfer sind. Auch die Begegnungen zum Abschluss des Schuljahres oder an Weihnachten schätze ich.

Solides Handwerk und ein guter Umgang mit Menschen sind Bruno Lehmanns Stärken. Nebst den Schulgebäuden pflegt er auch die Sportanlagen. 

Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ausser den wiederkehrenden Reinigungs- und Büroarbeiten gibt es immer wieder anderes zu tun und neue Probleme zu lösen: Ich montiere oder repariere etwas, beseitige im Herbst Laub, befreie im Winter die Wege von Schnee und Eis. Das Gebäude ist 60 Jahre alt, da steht ständig etwas an. In den Sommerferien startet die Königsdisziplin. Das ganze Mobiliar kommt raus, alles wird gereinigt und Instand gestellt. Etwa 15 Studentinnen und Gymnasiasten helfen dabei. Am Ende lade ich alle zu einem Apero in unserem Garten ein. Danach geht’s für drei Wochen zum Baden in den Süden. Ich brauche dann etwas Abstand, bevor es wieder losgeht.


Porträt-Serie «Menschen an der Schule»

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