«Alle Kinder sollen Selbstwirksamkeit erleben»

Porträt aus der Serie «Menschen an der Schule»

Vielfalt ist für Lea Kiefer (31) nicht einfach ein Schlagwort, sondern Berufsalltag. An der Schule Fluhmühle in Luzern engagiert sich die Heilpädagogin für Kinder mit besonderem Bildungsbedarf – von begabt über verhaltensauffällig bis lernbeeinträchtigt.

Ich arbeite seit sechs Jahren als Heilpädagogin an der Schule Fluhmühle in Luzern. Wir haben hier eine grosse Vielfalt an Kindern. 95 Prozent bringen einen Migrationshintergrund mit. Ich unterrichte deshalb auch einige Lektionen Deutsch als Zweitsprache. Verhaltensauffälligkeiten und Motivationsschwierigkeiten sind weitere Themen, die uns oft beschäftigen.

«Ich stehe für die Integration ein, denn ich erlebe täglich, dass man voneinander lernen kann.»

Ich finde es spannend, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen und herauszufinden, was sie brauchen, um weiterzukommen. Viele Kinder stehen unter enormem Druck. Ich vermittle ihnen Erfolgserlebnisse, an denen sie wachsen können. Alle sollen sich wertvoll fühlen und Selbstwirksamkeit erleben. Dafür gibt es kein Rezept, denn jedes Kind ist anders. Vieles geschieht spielerisch. Mein Ziel ist es, dass die Kinder unsere Schule gestärkt verlassen und selbstbewusst weitergehen können im Leben.

Im Moment arbeite ich vor allem mit Kindern einer 5. Klasse. Für mich macht es Sinn, die Förderung in die Klasse zu integrieren, damit ich an den Unterrichtsstoff und Lernstand anknüpfen kann. Ich stehe dabei in engem Austausch mit der Klassenlehrperson und der Klassenassistenz. Manchmal übernehme ich auch stundenweise den Lead. Man muss sich laufend absprechen, damit allen klar ist, wer welche Rolle hat und woran arbeitet.

In Einzelgesprächen kann Lea Kiefer auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen eingehen und mit ihnen die Lernfortschritte reflektieren.

Ich stehe für die Integration ein, denn ich erlebe täglich, dass man voneinander lernen kann. Es gibt aber auch Grenzen. Für eine erfolgreiche Integration braucht es genügend Ressourcen und Fachpersonen, die da sind, wenn man sie braucht. Leider sind die Fachstellen chronisch überlastet. Der Leidensweg für die betroffenen Kinder kann dann sehr lang werden. Auch eine gute Zusammenarbeit und Transparenz sind sehr wichtig. Ich bin sicher, wir könnten noch mehr voneinander profitieren.

Wenn Projekte nach viel Aufbauarbeit zum Fliegen kommen, sind das schöne Momente für mich. Wir haben im Rahmen der Begabtenförderung zum Beispiel einen Schulgarten angelegt. Damit fördern wir nicht nur die praktischen Fähigkeiten der Schüler*innen, sondern stärken auch die Kontakte zu den Eltern und die klassenübergreifende Teamarbeit.

Ich bin ein sehr positiver Mensch mit einem grossen Durchhaltewillen. Das hilft mir in schwierigen Situationen. Um Energie zu tranken, gehe ich jeden Tag raus. Ich spaziere gerne oberhalb von Kriens auf den Sonnenberg. Für meinen Arbeitsweg nehme ich das Velo. Ich habe gemerkt, dass mir das guttut. In der Freizeit stöbere ich auch gerne auf Flohmärkten und in Brockenhäusern. Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen, gibt mir Kraft. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe Freunde auf der ganzen Welt. In den Ferien gehe ich sie ab und an besuchen.


Porträt-Serie «Menschen an der Schule»

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