Porträt aus der Serie «Menschen an der Schule»
Wie führt man mehrere Schulen durch Platznot, Personalmangel und ständigen Wandel? Die Biberister Gesamtschulleiterin Caroline Schlacher (51) meistert diese Herausforderungen mit sportlichem Biss, dem Geist der Pfadfinder und Abenteuerlust – und schafft dabei nicht nur Raum für Schüler*innen, sondern auch für Visionen.
Unsere Schulen platzen aus allen Nähten. Wir haben bereits 11 Provisorien und weitere sind geplant. Seit 2022, als ich die Gesamtschulleitung in Biberist übernommen habe, sind die Schülerzahlen um 10 Prozent gewachsen, von 925 auf 1025. Seit über zwei Jahren bin ich jetzt daran, personelle Ressourcen und Infrastruktur aufzubauen. Mein Vorgänger war während seiner drei Jahre mit der Corona-Pandemie und der IT-Modernisierung beschäftigt, davor gab es wegen eines Burnouts eine Interimslösung. Als ich meine Stelle antrat, spürte ich: Hier gibt es einen Entwicklungsstau zu gesamtschulischen Themen. Es fehlte eine langfristige Strategie mit Umsetzungsplanung. Das Raumproblem ist jahrelang aufgeschoben worden, nun ist es akut. Da kam Arbeit auf mich zu, die ich so nicht erwartet hatte.

Mit der Pensionierung meiner administrativen Assistenz ergab sich die Chance, deren Nachfolgerin als Leiterin der Schulverwaltung einzustellen. Sie ist mir in meiner täglichen Arbeit eine wichtige Stütze. Auch mit den aktuell vier, künftig sechs Co-Schulleitenden, die je einem Zyklus vorstehen, habe ich viel Kontakt. Und natürlich mit dem Gemeindepräsidenten, er ist mein direkter Vorgesetzter. Er ist über alle laufenden Projekte informiert und mit ihm bespreche ich die Kommunikation. Über die Schule wird in fast jedem Haushalt gesprochen. Man muss sich immer sehr gut überlegen, wie man kommuniziert.

«Herausforderungen annehmen und planen – und wenn es dann anders kommt, passt man den Plan halt an.»
Ich war viele Jahre bei der Pfadi. Diese Zeit hat mich geprägt und mir schon oft geholfen. Schon jung war ich Gruppenleiterin und konnte wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Gründer der Pfadi, «BiPi» (Anm. d. Red.: Lord Robert Baden-Powell), hat gesagt: «Versucht, diese Welt ein wenig besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt.» Das habe ich mir vorgenommen. Für mich bedeutet das auch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen zu gehen – nichts ist so konstant wie der konstante Wandel. Mir ist wichtig, dass mein Wirken bei den Schülerinnen und Schülern ankommt. Ich arbeite zwar nicht direkt mit ihnen. Ich beeinflusse aber als Gesamtschulleiterin das Setting und schaffe die Strukturen. Mein Wirken beeinflusst die Kultur.
Die interne Kommunikation schliesse ich meist mit einem «Zäme witer». Ich bin überzeugt, dass wir die Herausforderungen von heute nur im Team schaffen. Ich möchte für unsere Lehrpersonen Partizipationsmöglichkeiten schaffen und sie rechtzeitig in Veränderungen einbeziehen. Wenn alle Mitarbeitenden an der Schule ihre Stärken einbringen können, wenn sie sich getragen fühlen vom Team und autonom handeln können, entsteht Motivation. Letztlich kommt das auch bei den Schülerinnen und Schülern an.

Schöne Momente sind für mich, wenn ich mit meiner Überzeugungsarbeit etwas erreiche. Wenn ich Wertschätzung erfahre und mein Tun bestätigt wird. Es braucht manchmal ziemlich Energie und Ausdauer, den Leuten zu vermitteln, wie die Schule funktioniert und was es dazu braucht. Den Biss dazu habe ich wohl im Sport gelernt. Ich habe früher Schwimmen auf Spitzensport-Niveau betrieben. Und als Militärpilot-Anwärterin bin ich PC-7 geflogen. Da musste ich auch in schwierigen Situationen funktionieren. Wenn der Fluglehrer einen Motorenschaden simuliert, hilft nur ein kühler Kopf.
Ich finde es wichtig, dass man etwas wagt. Auch da halte ich es ganz wie «BiPi», der sagte: «Eine Schwierigkeit hört auf, eine solche zu sein, sobald ihr darüber lächelt und sie in Angriff nehmt». Herausforderungen annehmen und planen – und wenn es dann anders kommt, passt man den Plan halt an. Dafür bin ich immer offen.
Ich entdecke in meinem Leben gerne Neues. Das ist für mich Genuss. Das Leben hat so viel Schönes zu bieten. Vor vier Jahren habe ich mit Linedance angefangen. Da gibt es zu jedem Song eine ganz bestimmte Choreografie. Ich tanze mittlerweile rund 250 Choreos auswendig. Beim Linedance kann ich super abschalten und mich auf Bewegung und Musik fokussieren. Es leert den Kopf und man ist sozial immer eingebettet. Ab und zu muss ich aber auch einfach zur Ruhe kommen. Mal im Liegestuhl liegen und etwas lesen. Aber kein Fachbuch!
Porträt-Serie «Menschen an der Schule»
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